Genius, Gemeinschaft, spirituelle Familie

Das heile, warme und geborgene Gefühl, der Schutz und die Nahrung des Stammes oder der Familie, seinen Platz zu haben und anerkanntes Mitglied der Sippe zu sein ist ein Bedürfnis für uns Menschen. 9 Tage lang konnten wir eine Idee davon bekommen, als wir das erste Mehrgenerationencamp zelebrierten

Der Alltag schlägt zurück

Wie das Gemeinschaftsleben auf unserer schamanisch spirituellen Basis trägt und einen sicheren Rahmen bildet, wurde vielen erst bei der Rückkehr in´s „normale“ Leben bewusst. Das Camp war für uns Heimat, Sicherheit und Herausforderung zugleich. Getragen waren wir von unserem gemeinsamen Respektieren der unterschiedlichen Lebensentwürfe und Erfahrungen, der Befindlichkeiten, Gefühle, unserer Macken, …

Anerkennung und Wohlwollen, geben und beitragen, singen und ständig draußen unter freiem Himmel sein, immer brannte ein Feuer, gutes, liebevoll zubereitetes Essen – Ja, das war wirklich ein guter Boden für Wachstum und Heilung. Viele kennen es, wenn man nach so einem Erlebnis wieder am Wohnort, im Alltag ankommt, kann es auch steil bergab gehen, kann man in ein Loch fallen, kann einem das oben genannte sehr sehr fehlen. Die meisten Menschen leben eben nicht so, wie es das Camp ermöglichte.

Ein guter Moment, etwas zu ändern

Was in vielen Alltagen verloren geht ist die Verbindung zur Natur, zu den Elementen und leider auch zu den Menschen, die uns „eigentlich“ sehr nahe stehen und die selben Träume und Sehnsüchte haben. Stattdessen plagen wir uns mit Leuten herum (und die mit uns), die ein ganz anderes Leben leben möchten, die andere Werte haben, die andere Regeln lieben, anders essen, anders trinken, anders singen und tanzen, …

Respekt vor dem Anderssein ist in jedem Falle geboten und die Basis des Zusammenlebens auf dieser schönen Erde. Und immer wenn wir etwas bemerken, was nicht so ist wie wir es uns wünschen, ist der passende Moment gekommen, etwas zu verändern.

Aktion statt Trübsal

Anstatt in Selbstmitleid oder ohnmächtiger Wut zu verfallen, können wir die Energie auch nutzen und etwas in unserem Leben verändern. Die Wut über sich selbst und die Umstände in denen man lebt, kann als die Kraft des heiliger Zornes zur Veränderung genutzt werden. Mit der frei gewordenen Energie können wir weit mehr leisten, als wir im Zustand des Selbstmitleides und der Depression auch nur erträumen können.

Entscheidung

Es ist die Entscheidung eines jeden selbst, die einem keiner abnehmen kann.
Die Entscheidung in Verbindung zu gehen oder zu bleiben.
Die Entscheidung, etwas gesundes zu essen.
Die Entscheidung, sich mit den Menschen zu treffen, die man liebt und mit denen man eine gute Zeit verbringen kann.
Die Entscheidung, an regelmäßigen Kreisen wie der Bruderschaft oder den Frauentreffen teilzunehmen.
Die Entscheidung, an einem anderen Ort zu wohnen.

Das Geschenk der Möglichkeiten

Wir leben in einem Land, das uns unglaubliche Möglichkeiten für unsere Sebstentfaltung und für ein gutes Leben bietet. An kaum einem andere Ort der Erde können die Menschen so privilegiert und sicher leben.

Und dennoch leben viele in einer Stadt, die sie nicht lieben.
In einer Wohnung oder einem Haus, was sie nicht lieben.
Haben einen Job den sie nicht lieben.
Oder sind abhängig von Staatlicher Unterstützung, was sie hassen.
Sind von Menschen umgeben, die sie nicht lieben.
Nehmen Essen zu sich, was sie nicht nährt.
Tuen Dinge, die sie nicht lieben zu tun.
Trinken Alkohol und hassen es.
Rauchen und verfluchen es.
Schauen viel zu lange in die Glotze und sind nicht zufrieden damit.

Hunger erkennen und nähren

Es ist wichtig, aus dem Hamsterrad heraus zu treten, inne zu halten, durchzuatmen und sich am besten im Rahmen eines Rituals in der Natur die Frage zu stellen, welches die wirklichen Hunger von einem sind. Von all den Ablenkungen der modernen Welt, all den Ersatzbefriedigungen und Verführungen betört und zugeballert, haben wir es sehr schwer, unsere wirklichen Bedürfnisse wahrzunehmen.

Zugehörigkeit

Eines unserer Grundbedürfnisse ist die Zugehörigkeit, zur Familie, zum Stamm, zum Clan. Wir trocknen aus, verhungern, sind unzufrieden und werden destruktiv, wenn wir ein Leben an Orten und unter Menschen führen, denen wir uns nicht zugehörig fühlen.

Seinen Platz einnehmen

Wo ich zugehörig bin, habe ich einen Platz. Meine Zugehörigkeit hängt damit zusammen, wie ich mein Talent, meine Gabe, mein Geschenk oder Genius in die Gemeinschaft einbringen kann. Nicht was ein Staat, eine Gemeinde oder eine andere Gemeinschaft braucht ist das Kriterium, was jemand zu tun und zu leisten hat. Es ist seine Gabe, die ihn an den richtigen Platz leitet.

Eine funktionierende Gemeinschaft erkennt den Genius eines Menschen. Bei den Übergangsritualen für Jugendliche wird ganz besonders darauf geachtet.

Zerstörerischer Genius

Jeder Mensch ist ein Genius und hat ein Talent. Wird ein Talent nicht erkannt, entsteht eine große Unzufriedenheit. Die Kraft dieser Person wendet sich gegen sich selbst und gegen die Gesellschaft, die den Genius nicht erkennen kann.

Ein friedliches Zusammenleben mit lauter unerkannten Talenten ist nicht möglich. So legt der Stamm großen Wert genau darauf, was jemand kann und nicht darauf, was er nicht kann. Wenn zB. ein jugendlicher besonders viel Ärger macht, bekommt er auch besonders viel Aufmerksamkeit, jedoch nicht, um ihn zu verfolgen und zu bestrafen. Die Achtsamkeit geht dahin, was er leisten kann und möchte und wie er dies umsetzen kann. Was gibt es für einen Platz für ihn, welche Funktion kann er übernehmen?

Wenn mein Platz zum Gefängnis wird

In unserer modernen Welt gibt es natürlich auch das Prinzip von Talent und daraus folgender Professionalität. Leider wird der Genius all zu oft eingesperrt, der Mensch spezialisiert sich dermaßen, dass er den Überblick verliert und in seinem Fachgebiet versinkt. Das ist ungesund für den einzelnen und damit für alle.

Ein Mensch entwickelt sich, sein Grundtalent zeigt immer neue Fassetten und mit der Reifung und Weiterentwicklung entstehen neue Möglichkeiten und Aufgaben. Die Übergänge des Lebens beinhalten auch Veränderungen in dem, was ein Mensch zur Verfügung hat. ZB das Talent eines ehrgeizigen 20 jährigen Sportlers, der 100 Meter in Bestzeit läuft, ist mit 30 Jahren vielleicht schon nicht mehr so groß, mit 40 oder 50 ist es ganz sicher vorbei mit dem rennen. Deswegen wird der Läufer dennoch laufen, auch wenn er weis, dass das nicht ewig funktionieren wird. Später wird sich ein neues Talent zeigen und entwickeln. Sein Ehrgeiz bleibt erhalten und wird ihm in anderen Funktionen genau so gut dienen.

Soweit meine Gedanken zum Thema Zugehörigkeit, spirituelle Familie und Gesellschaftsformen. Das ist noch lange nicht alles, denn dieses Thema liegt unter so Vielem, was uns beschäftigt und mit was wir es in all unseren Arbeiten zu tun haben. Zu diesem Thema passt auch der Beitrag „Stamm auf Zeit, eine Gelegenheit“

Seid gesegnet und ermutigt!
Regenbogenherz