Kreisarbeit

Rituelle Arbeit mit Menschen ist ohne Kreise oder Räder nicht vorstellbar.  Sollte man etwa in einer Linie sitzen?  Oder im Dreieck? Ein Quadrat ginge vielleicht noch, …  doch auch da „eckt“ es etwas.

Eine Form

Ganz sicher haben sich Menschen schon immer in Kreise gesetzt, sei es um ein Feuer, um die Beute, um einen Menschen der Hilfe braucht, um eine interessante Sache herum. Und sicher diente der Kreis schon immer als Kommunikations-Form und zum finden von Entscheidungen.

Vom Rad zum Rat

Das sitzen im Rad führte zum Begriff des Rates, die Menschen treffen sich um Rat zu holen und zu geben und um wichtige Beschlüsse zu treffen, wie etwas gehandhabt werden soll. So entstanden Ratskreise und noch heute gibt es Räte zu allen möglichen Bereichen des menschlichen Zusammenlebens.
 Bundesrat, Kreisrat, Europarat, …

Weiblich oder Männlich?

Das weiche, weibliche „D“ vom Rad hat sich zum harten, männlichen „T“ beim Rat verändert und so kommt es auch, dass wir die bestehenden Räte nicht mehr als etwas Rundes oder Kreisförmiges wahrnehmen. Das „D“ ist fasst wie ein Kreis, es ist rund und die Energie kann in ihm fließen. Das „T“ ist hart und linear und sogar mit einem klaren Balken nach oben hin begrenzt. 
Vielleicht eine spitzfindige Beobachtung, für unsere Absichten aber gar nicht so unwichtig.

Vom Rat zum Rad zurück

So lasst uns vom Rad und von RadsKreisen reden. Die Idee, dass wir Menschen keinen Rat mehr geben, (was die meisten sowieso hassen) sondern ein Rad, also ihnen zu einer runderen Sichtweise verhelfen, darf gerne weiter gesponnen werden. Das Medizinrad z.B. ermöglicht uns eine mindesten 8-fache Sichtweise der Dinge. Die Sache um die es geht ist in der Mitte und wird von allen Seiten (Positionen des Rades) betrachtet und gesehen. Selbstverständlich sieht mein Gegenüber andere Details an der Sache im Zentrum als ich.

Umstand und Absicht

Was im Zentrum steht hängt von den Umständen der Zusammenkunft und vor allem der Absicht des entsprechenden Rades ab. So ist es immer von größter Bedeutung, mit welcher Absicht sich Menschen in einen Kreis begeben. Es versteht sich von selbst, dass ich zum Anlass einer Geburt mit einer anderen Vorbereitung zu einem RadsKreis komme als wenn es sich um die finanzielle Entscheidung einer Lebensgemeinschaft handelt.

Was ist wesentlich

In einem Kreisrad geht es immer um etwas und um das Wesentliche. Wenn die Absicht zu Beginn noch nicht klar ist, dann zeigt sie sich spätestens nach der ersten Sprechrunde. Möchten Entscheidungen getroffen werden oder geht es um die Richtung, in die sich eine Sache bewegen soll, ist der Kreisrad vorbereitet und hat sich mit der Thematik befasst. Geht es darum, den Innhalt des Radskreises erst noch zu definieren, ist jeder auf alles vorbereitet und sehr wach dafür, um was es in diesem Rad „wirklich“ geht.

Acht Ecken werden zum Kreis

Reden wir von einem Medizinrad, so hat dies in aller Regel 8 Positionen, die je nach Tradition den 8 Himmelsrichtungen und ihrer Bedeutung gemäß benannt oder besetzt werden. Interessanterweise redet man bei geometrischen Formen davon, dass der Mensch ein Vieleck ab acht Ecken als Kreis wahrnimmt! Dem entsprechend würden wir dann auch erst ab einer Anzahl von 8 Personen von einem Radskreis reden. 
Natürlich sind Gespräche, zu welchem Zweck auch immer, bei denen sich Menschen gleichberechtigt zusammensetzen wichtig und nützlich, ob sich nun zwei, drei oder fünf Personen zusammenfinden.

An jedem Platz ein Leiter

Im Radskreis sitzen auf allen Plätzen Leiter. Alle sind Teilgeber und haben sich diesem Kreis verpflichtet. Ein Leiter ist im besten Sinne ein Mensch, der die Energien und Botschaften aus der Position die er vertritt, in den Kreis leitet. Die Position kann sich daraus ergeben, dass jemand sich auf einem bestimmten Gebiet gut auskennt oder sehr talentiert ist oder daraus, dass man einfach die Kraft oder Haltung der entsprechende Richtung vertritt. Natürlich scheinen durch die Beiträge eines jeden auch seine Persönlichkeit, seine Lebenserfahrung und sein Gemütszustand durch, denn der Rad wird von Menschen besetzt und nicht von Computern.

Bekräftigende Rituale

Ein Radskreis ist wertvoll und wird nicht ohne einen guten Grund einberufen. Die Anwesenheit der Teilgeber, die gegebene Zeit und vor allem auch die Kräfte, die man zur Unterstützung eines RadsKreises ruft und um Unterstützung bittet, möchten geehrt und anerkannt sein. Ein RadsKreis ist ein Ritual, er wird immer rituell gestaltet. Er soll immer zum allgemeinen Energiegewinn beitragen. Auch wenn der Kreis mit Aufgaben und Herausforderungen auseinander geht, so sollen alle Beteiligten bekräftigt, ermutigt und mit mehr Energie auseinander gehen, als sie zusammengekommen sind.

Das Ritual

Das Ritual beinhaltet:

  • Das Kreieren eines klaren Raumes mit Zentrum
  • Die Reinigung des Platzes und der Radsmitglieder mit Rauch oder anderen geeigneten Mitteln
  • Die Bekanntgabe der Absicht und die Bitte für das gute Gelingen des Radskreises
  • Die Vereinbarung der Regeln
  • Die Verabredung bestimmter Positionen
  • Einen respektvollen, bekräftigenden Abschluss mit dem Dank an alle Beteiligten

Die Rollen

Erfahrungsgemäß sind folgende Positionen oder Rollen wichtig und nützlich.

  • Gastgeber: Es gibt die Rolle des Gastgebers oder der Gastgeberin, die den Rahmen vorbereiten, einladen, das Thema oder die Aufgabenstellung benennen, in das Thema einführen und darstellen, in welchem Stadium sich eine Sache gerade befindet.
  • Wächter: Diese Rolle dient dem Frieden, Respekt und der Wahrhaftigkeit eines RadsKreises. Wird ein Gespräch zu hitzig, verletzend, schnell oder verliert den Fokus, kann der Wächter zB.: mit einem Glöckchen die Runde anhalten und die Teilgeberinnen innehalten lassen. Gastgeber und Wächter arbeiten zusammen und ergänzen sich.
  • Schreiber: Wenn es in RadsKreisen um Entscheidungen und darum geht, Ergebnisse festzuhalten und sich an Aufgaben zu erinnern, ist ein Protokoll von großer Wichtigkeit. 
Werden keine Aufzeichnungen gemacht, kann diese Rolle auch als Erinnerer betrachtet werden, der dem Kreis mit der entsprechenden Haltung beiwohnt.

Rollentausch

RadsKreise profitieren von wechselnden Rollen. Sind Gastgeber, Hüter und Schreiber immer wieder neu besetzt, so ist die Arbeit gleichmäßiger verteilt und wird für eine abwechslungsreiche Ausführung und Gestaltung der RadsKreise gesorgt. 
Der Rollenwechsel verteilt die Arbeit, erweitert das Erfahrungsspektrum und unterstützt das Einnehmen anderer, vor allem verantwortlicher Positionen.

Anlässe

Wird ein Radskreis einberufen um Entscheidungen zu finden, erfreuliche oder auch traurige Begebenheiten in den Kreis zu geben, Abläufe in Gruppen zu optimieren oder ist es ein regelmäßiger Kreis. Es geht immer auch um Wahrhaftigkeit, um Ehrlichkeit, um Respekt, Mitgefühl, Verständnis, um Vertraulichkeit und darum, dass sich die Energie im Kreis erhöht und sich somit alle Beteiligten erleichtern und bekräftigen.
Gibt es Visionen und Ziele die verwirklicht werden möchten, sind RadsKreise hervorragende Werkzeuge.

Haltung

Im Kreis sind alle Beteiligten gleichermaßen am Gelingen und dem angestrebten Erfolg eines RadsKreises beteiligt. Natürlich sind nicht immer alle „gleich gut drauf“ doch ist es eine der wichtigsten Grundlagen dieser Arbeit, dass alle Beteiligten eine entsprechende Haltung einnehmen und als Teilgeber den Kreis betreten.

Dienende Werkzeuge

Werkzeuge dieser Art dienen uns, sie geben uns eine Form, innerhalb derer wir Kraft erzeugen können. Alle jene die bestrebt sind Einfluss zu nehmen und dieser Welt einen wertvollen Beitrag zu leisten hören niemals auf nach geeigneten Methoden zu suchen. Sie sind immer bestrebt,  den besten Hebel zu finden.

Mögen immer mehr Räume für sich selbst entwickelnde Systeme entstehen, die dem Einzelnen einen Platz in und für das Ganze gewähren.

Mit einem gut gemeinten Rad ;-)

Jack Silver
Regenbogenherz-Kolibri

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