Wie ist ein Zeitgeisttreffen eigentlich? So wie es war stelle ich mir ein echtes, gelungenes und wahrhaftiges Männertreffen vor. Das kann ich jetzt sagen, nachdem es vorüber ist. Vorher hätte ich es nicht beschreiben können. Ich hätte vielleicht gesagt dass es so wie ein Bruderschaftsabend werden würde, nur länger. Das stimmt auch, zum Teil zumindest.

Wie war das?

Was wir auf Dun Tyrclach vorgefunden haben gab uns eine sehr gute Gelegenheit zu wachsen. Manche kamen schnell mit dem Platz klar, andere etwas langsamer. Wir alle zusammen haben uns aber den Bedingungen angepasst und mehr als das Beste daraus gemacht. Für mich war es ein sehr erfüllendes Treffen, es hat mich beglückt und einen sau Spaß gemacht.
Ich würde sagen dass es zwei Hauptaspekte gibt, mit denen ich / wir lernen durften.
Die eine Ebene ist Arto und sei Platz. Die andere Ebene ist die Qualität des Bruderschaftskreises. Beides hat natürlich zusammen gewirkt und sich gegenseitig beeinflusst und wir sind für mich wahrlich am richtigen Ort mit den richtigen Männern zu richtigen Zeit gewesen.

Aspekt eins, was macht Dun Tyrclach mit mir?

Artos Platz ist ohne seine gerne gegebenen Erläuterungen für uns Zivilisationsmenschen kaum zu verstehen und auch nicht ganz leicht zu nehmen. Ich selbst habe bei dieser Zusammenkunft nochmal deutlich mehr verstanden, um was es Arto geht und lasse seine Ideen und Ansichten an mich heran.
Was für mich daran unstimmig ist und nicht ganz schlüssig erscheint lasse ich hier weg, denn das ist Artos Bier und es bringt meines Erachtens rein gar nichts, sich darüber auszulassen, außer mit Arto selbst.
Von Wert ist für mich, was ich / wir gelernt haben und ob bzw. wie wir das in unserem Leben verwerten können oder möchten.

Wozu so ein schlichtes Leben?

Die Idee ein sehr einfaches Leben zu führen ist für mich nicht neu und ich lebte auch schon in deutlich schlichteren Umgebungen und Umständen wie derzeit. Die Deutlichkeit wie Arto diese Idee umsetzt ist jedoch beeindrucken und stellt mir die Frage, ob ich dazu im Stande wäre. Genau das ist ein Geschenk von Dun Tyrclach, die Konfrontation mit Umständen, die man als umständlich, provisorisch, dreckig, … bezeichnen möchte. Wohl bemerkt, zumindest für mich, auf den ersten Blick.
Das Dahinterschauen gibt mir dann doch richtig zu denken und ich komme nicht umhin mich im Vergleich zu Arto und seinen Lebensumständen als verwöhntes Weichei zu betrachten. Vielleicht noch lange nicht das weichste aller Eier, doch bei der Überlegung, wie ich auf längere Zeit und ohne Aussicht auf die baldige Rückkehr in die „Zivilisation“ so leben könnte, bekomme ich einfach Zweifel.

Sehnsucht

Erstaunlich ist, dass sich neben den Zweifeln gleichzeitig eine Sehnsucht regt, so ein einfaches Leben zu führen und die Ausflüge in die Zivilisation in einem Maße zu betreiben, wie andere Urlaub in der Wildnis machen, also zeitlich sehr begrenzt.
Ich habe ein Gefühl für die von Arto beschriebene Freiheit autark, selbstsicher und bescheiden zu leben. Allerdings begegne ich spätestens Zuhause dem inneren Schweinehund, dem bequemen Sack und dem verwöhnten Burschen.

Alles hat seinen Preis

Ich zähle nicht zu den Schwarzmalern der näheren Zukunft, allerdings auch nicht zu den Ignoranten, die 1+1 nicht zusammen zählen können oder wollen.
Beim durchdenken von verschiedensten Szenarien, was wohl alles auf uns zukommen könnte und mit welchen Maßnahmen ich mich oder wir uns dafür vorbereiten können, stoße ich immer auf Punkte, die deutlich mehr berühren als mein persönliches Überleben.
Ich komme nicht umhin mir Gedanken zu machen, wie ich die Welt sehe, was mein Sinn des Lebens ist, wie ich in die Zukunft schaue, was ich hinterlassen möchte, wie wichtig mir mein derzeitiges Leben ist und wie wichtig mir meine Liebsten und die Generationen nach uns sind.

Der Glaube

Ich komme bei allen Überlegungen immer wieder an meinen Glauben. Ich weis nicht, was die Apokalypse mit sich bringt und ich weis auch nicht was ein Poolsprung macht. Selbst wenn ich mich damit beschäftige, bleibt am Ende der Glaube an diese oder jene Aussage. Vor allem mit dem Hintergrund, dass sich schon sehr viele als sicher scheinende Gegebenheiten, durchaus auch physikalische Gesetze, als nichtig gezeigt haben, kann ich zwar das Plausibelste annehmen, doch weiter kann ich nicht gehen. So zeigt sich Glaube in einem sehr pragmatischen Licht und hat nicht viel mit Religion zu tun.

Plausibel

Plausibel erscheint mir, dass unser Wirtsachaftssystem nicht mehr all zu lange hält und dass sich der arme Teil der Menschheit immer mehr dem reichen Teil zuwendet und wir nicht umhin kommen, die ganze Sache neu und gerecht zu verteilen.
Plausibel ist auch, dass der reiche Teil keinen Bock darauf hat und der arme Teil langsam echt stinkig wird.
Plausibel ist für mich auch, dass selbst in unserer „sicheren“ zivilisierten Welt ein nicht unerheblicher Teil der Menschen am Limit ist und es nicht sehr viel braucht, dass die Leute ausrasten.
Ich möchte hier gar nicht mehr Beispiele nennen, es soll nur zeigen, dass ich durchaus mit einer Krise rechne.

Vorsorge

Wird es reichen ein paar Wochen im Wald zu überleben?
Wird es reichen, Vorräte für drei Monate zu haben?
Kann ich wirklich für das was kommt vorsorgen?
Da ich nicht genau weis was kommt, weis ich das auch nicht.
Ich kann aber dafür sorgen, mit ganz anderen Umständen umgehen zu können als mit denen, die mir alltäglich sind.
Ich kann dafür Sorgen, das ich nicht gleich bei der geringsten Abweichung aus der Mitte gerate.
Ich kann mich trainieren, mit außergewöhnlichen Umständen klar zu kommen.
Ich kann mich zum Training in Krisen begeben, um „echten“ Krisen sicherer begegnen zu können.
Ich kann lernen mich in vollkommen anderen Umgebungen wie denen, die mir vertraut sind klar zu kommen. Vom Urwald bis zum absoluten Luxushotel, Hauptsache so anders als möglich.
Ich kann lernen, den Raum zu halten, wenn es brenzlig wird.
Und da kommen wir zum zweiten großen Lernaspekt, den ich sehen kann.

Aspekt zwei, ein Geschenk des Bruderschaftskreises

Was mir am wichtigsten erscheint ist das Erleben der letzten Spechstabrunden. Um was es dabei inhaltlich ging brachte wichtige Erkenntnisse, doch die kommen für mich an zweiter Stelle.
Der Moment, an dem der Kreis fasst auseinander ging und die Luft alles andere als rein war und wir uns dann doch noch einmal hingesetzt haben, ist für mich ein Schlüsselmoment. Wir schraubten die Energie nochmal in die Höhe und vertieften das Gespräch in Ebenen, die man nicht so schnell oder leicht in so einer Runde betritt. Dass manche den Kreis vorher verlassen haben hat sehr gut gepasst, denn so konnte sich jeder an die Stelle begeben, die für diesen Moment die angemessene war. Was außerhalb des Kreises war, weis ich nicht, das kann wer möchte gerne berichten.

Halten oder Aushalten

Wenn es einen Konflikt um bestimmte Themen gibt, ist das für die meisten Menschen unangenehm bis unerträglich. Kann der Konflikt jedoch gar nicht so richtig benannt werden, bleibt nur das scheiß Gefühl.
Hierfür den Raum halten zu können ist eine Kunst. Der Kreis der Bruderschaft (und da ist der Steinkreis, in dem wir uns befinden sicher nicht unerheblich) bietet hierfür den idealen, geschützten Rahmen. Hier können wir üben, wie es geht.

Bis es durch ist

Wir waren in einer sehr unausgeglichenen, unbalancierten Situation, so wie wenn jemand krank ist. Heilung bedeutet für mich, Unbalance in eine bestmögliche Balance zu bringen. Der Heilungsprozess geht durch mehrere Stufen und man sollte auf keinen Fall aufhören, wenn der Prozess noch nicht zu Ende ist.
Natürlich gibt es Unballancen, die nicht in einem Rutsch geheilt werden können. Es ist eine Übungssache wahrzunehmen, wann der Punkt da ist, wo es nicht weiter geht.

Im Großen wie im Kleinen

Solche Situationen kommen beim Zeitgeisttreffen ebenso vor wie im Kreis der einzelnen Bruderschaften oder an anderer Stelle im Alltag.
Mir ist wichtig zu sagen, dass man keinen Lösung parat haben muss, um dran zu bleiben, das ist sogar sehr oft eher hinderlich.
Was es braucht ist die Absicht der Lösung bzw. der Heilung einer Situation und den Willen, dran zu bleiben. Es braucht Mut ohne Plan den Impulsen zu folgen und wenn ein schlechtes Gefühl da ist nicht davon zu laufen.
Es braucht Respekt vor den Gefühlen eines jeden Einzelnen und davor, dass jeder seine eigene Sichtweise hat.
Jeder der es schafft die gute Absicht hinter unverständlichem Handeln zu ergründen, ist ein Beitrag für den Frieden untereinander.

Selbstbeweihräucherung

Luft zum wachsen ist immer. Wachstum ist Leben.
Die Qualität der Bruderschaft ist in eine wunderschöne Dimension gewachsen.
Die Quantität ist wichtig, doch nicht an erster Stelle, da waren wir uns ja auch einig.
Ich möchte keine Minute dieses Zeitgeisttreffen missen und bin mächtig stolz und glücklich, wo wir da zusammen gelandet sind.
Einen dicken fetten Dank an alle Beteiligten und noch einen oben drauf all denen, die beim organisieren eine extra Meile gegangen sind.
Ich finde uns super!

In Liebe

Jack