Gerade sitze ich am Frühstückstisch und nehme zum ersten mal, seit drei Wochen, feste Nahrung zu mir. Was sich in mir abspielt, ist fast unbeschreiblich und ich übertreibe nicht, dass mich die Nahrungsaufnahme mit schier orgiastischen Gefühlen durchflutet hat.

Wie sag ich´s

Es ist mir klar, dass Menschen, die noch nie gefastet haben das schwerlich nachvollziehen können. Und ich wünsche allen die je gefastet haben, dass sie ähnlich erfüllende Erfahrungen gemacht haben. Auf Anregung eines Teilnehmers beim Männerzyklus möchte ich ein Bisschen beschreiben, wie es zu diesem morgendlichen Orgasmus und der tiefen Berührung durch mein Essen kam.

Normal ist das nicht

Wenn wir normal einmal als das sehen, wie wir uns in aller Regel alltäglich verhalten, ist fasten sicher etwas nicht Normales. Um das Bewusstsein zu erweitern gibt es kein besseres Mittel, als Dinge anders zu tun und vor allem, andere Dinge zu tun. In unseren schamanischen Arbeiten ist es „normal“, Es immer wieder anders zu tun und somit immer wieder neue Räume zu öffnen und neue Erfahrungen zu ermöglichen.
Eine der alltäglichsten Handlungen in unserem Leben ist essen. Essen ist schon so alltäglich, dass wir es manchmal, oder vielleicht sogar ziemlich oft, äußerst unbewusst tun.

Es schleicht sich ein

Bei mir war das in den letzten Monaten so, dass ich immer unbewusster gegessen habe. Das betrifft die Nahrung selbst aber auch ganz deutlich die Art und Weise der Nahrungsaufnahme. Ich aß immer unbewusster und es schlichen sich langsam aber sicher ziemlich ungesunde Verhaltensweisen ein.
Die Menge des morgendlichen Kaffees wurde immer höher und immer öfter stand eine Tasse Kaffee am Schreibtisch die ich vollkommen unbewusst reingezogen habe.
Bei den Mahlzeiten lag immer öfters ein Schreibblock am Tisch oder eine Zeitung oder ein Buch, um während des Essens noch dies und das zu recherchieren, oder einfach abgelenkt zu sein.
Tagsüber vergas ich das Essen und bemerkte dies dann mit einem Heißhunger, so dass ich eben mal schnell was reingeschoben habe. Oft gab es dann viel zu spät abends eine kräftige Mahlzeit.
Schokolade, Chips und Ähnliches wurde immer mehr zur „Zwischenmahlzeit“ und vor allem auch zu den kleinen „Freuden“, wenn es mir mal nicht so gut ging.
Die Liste ist noch länger, aber diese Punkte genügen, so dass sich alle darin wiederfinden können, die solche Mechanismen kennen.

Folgen

Es dürfte jedem klar sein, dass sich dieser Umgang mit Essen irgendwann bemerkbar macht und der Körper seine Signale sendet. Ich war schon immer eher der kräftige Typ, doch spüre ich beim Überschreiten eines bestimmten Körpergewischtes ein Unwohlsein, eine Schwere, eine Unbeweglichkeit und sogar eine gewisse Schweratmigkeit. Das kommt ja nicht auf einen Schlag, aber an irgend einem Punkt habe ich es bemerkt. Damit ging einher, dass ich mich immer unwohler fühlte und dachte, dass ich einfach zu fett bin.
So einen Zustand kann man recht lange aufrecht erhalten, erstaunlich lange!

Die Entscheidung

Vor den Rauhnächten machte ich mir Gedanken, was ich ändern möchte und was ich mir für das neue Jahr wünsche. In meinen Rauhnächte-Blogs beschrieb ich ein kleines aber feines Ritual. Du schreibst auf dreizehn Zettelchen je einen Wunsch für das neue Jahr. In den Rauhnächten verbrennst Du zwölf dieser Wünsche, ohne zu lesen, welche es waren. Diese Wünsche werden vom Universum erhört und erfüllt. Um den dreizehnten Wunsch musst du dich selber kümmern.
Vermutlich hast du schon erraten, welches der Dreizehnte war.
Der Wunsch nach mehr Leichtigkeit im Körper, mehr Beweglichkeit und weniger Körpergewischt.
Als ich den 13. Zettel gelesen hatte war klar, diese Wünsche werden nicht einfach so eintreten, dafür habe ich etwas zu leisten. So entschied ich mit Marsha zusammen, ende des Winters, mindestens drei Wochen Heilfasten einzulegen.

Die Fastenkur

Wir hatten die Jahre zuvor schon zwei mal eine Heilfastenkur nach Rudolf Breuss gemacht und so sollte es in diesem Jahr auch wieder sein.
Bei dieser Kur wird nichts Festes zu sich genommen, man trinkt ausschließlich sehr speziell gemischte und zubereitete Kräuter-Tee-Mischungen, etwas Gemüsesaft und klare Brühe und sorgt dafür, dass der Darm mindestens alle drei Tage geleert wird. Auf diese Weise kann diese Kur von einer bis hin zu sechs Wochen durchgeführt werden. Vor allem mit der Sechswochenkur erzielte der Heiler Breuss große Erfolge bei schweren Krankheiten wie zB. Krebs.

Immer leichter werden

Wer schon mal gefastet hat weis, dass die ersten zwei drei Tage meistens die härtesten sind. Bei dieser Kur ist es allerdings so, dass man zu Anfang schwer damit beschäftigt ist, die sehr speziellen Teemischungen zuzubereiten und einen Rhythmus zu finden, wann welcher Tee wie oft am Tag und in welcher Menge zubereitet und getrunken wird. Man ist richtig damit beschäftigt und überwindet so auch ganz gut die erste Hungerstrecke. Danach wird es immer leichter und vom anfänglichen Hunger blieb, zumindest bei mir, nur noch die Lust aufs Essen übrig. Die hat sich allerdings ziemlich hartnäckig gehalten.

Leistungsfähig bleiben

Es gab wenige Momente, an denen ich mich etwas schwächer fühlte und körperlich nicht ganz so stark war wie sonst. Im Schnitt war ich aber fit und legte deutlich längere Spaziergänge mit meinem Hund hin und konnte alle Arbeiten des täglichen Lebens prima erledigen.
Meine mentale und spirituelle „Leistungsfähigkeit“ hat sich enorm verändert. Ich wurde stetig immer klarer in der Birne und hatte daneben auch ein paar wirklich erstaunliche, außergewöhnliche und erleuchtende Phasen. In diesen Momenten war ich jedoch eher nicht so ganz von dieser Welt und sehr froh darüber, dass mich Marsha, als verständige Mitfastrerin, begleitet hat.
Zwischendurch gab es unglaubliche Phasen von Glück, Präsenz und eingebunden sein, in denen ich sicher nicht „alltäglich“ funktioniert habe und mein Bewusstsein deutlich weitere Kreise zog als sonnst.
Wir gaben unsere Seminare weiter und kochten sogar für eine Gruppe.

Am 22. Tag

Gestern war es so weit, der Zeitpunkt das Fasten zu brechen war da. Die drei Wochen über dachte ich immer wieder, was ich wohl als erstes zu mir nehmen würde. Ich muss gestehen, dass meine Phantasien meist deutlich mehr zu Sachen wie Eierkuchen, Schokolade, gebratenes Fleisch, Chips oder anderen „Schweinskram“ tendierten. Doch dann habe ich nach drei Wochen einen Apfel genüsslich geschält, geteilt und Bissen für Bissen ganz lange gekaut und über ca. 10 Minuten aufgegessen. Unvorstellbar, was sich zuerst in meinem Mund abgespielt hat und danach im Bauch. Die Glückswelle überflutete mich und ich war wirklich am grunzen, schmatzen und mich in Wohlgeräuschen äußern.

Der Or