Im Zentrum eines jeden Übergangsrituals steht die Krise. Diese Aussage trifft den Kern unserer grundsätzlichen Haltung zur Corona-Lage. Unser Newsletter hat einen etwas größeren Umfang angenommen, es gibt dann doch das ein oder andere hierzu zu sagen.
Krisen-Rituale
Die Absicht von Übergangsritualen ist, dich in einem geschützten Rahmen in eine Krise zu führen. Du lernst wichtige Aspekte deiner selbst oder anderer erst richtig kennen, wenn die Bedingungen nicht denen des Alltaglebens entsprechen. Im Ritual verzichtest du in der Regel auf Essen, deinen gewohnten Schlafrhythmus und Komfort. Bei manchen archaischen Übergangsritualen wird noch nicht einmal getrunken. Es gibt Methoden, in denen das Licht entzogen oder auch die Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird. Fast immer gibt es eine Zeit im Ritual ohne (soziale) Kontakte, auf dich alleine zurückgeworfen.
Der Grad der Herausforderung dieser Rituale ist sehr unterschiedlich, die Heilkraft entsteht beim Überschreiten der Gewohnheiten und Erweitern eigener Grenzen. Ähnlichkeiten mit unserer momentanen gesellschaftlichen Situation dürften den aufmerksam Lesenden nicht entgangen sein.
Im Blogbeitrag „Kurzzeitschmerz für Langzeitvergnügen“ wird ausführlicher über unsere Übergangsrituale gesprochen.
Die Chance ergreifen
Nun stecken wir mitten in der so genannten Corona-Krise, auf die Staat und Behörden mehr oder weniger vorbereitet waren. Es geht für uns heute nicht darum, wie Behörden mit der Krise umgehen und ob wir die Maßnahmen für angemessen halten. Uns geht es darum, die Krise als Chance zu nutzen und nicht nur das Beste daraus zu machen, sondern auch den größtmöglichen Heilungs- und Bekräftigungseffekt daraus zu generieren.
Wie gut die Bevölkerung auf so eine Situation vorbereitet ist, ob in Form von bereits eingelagerten Vorräten, der eigenen Erfahrung von rituell erzeugten Krisen oder dem Erleben von „echten Krisen“, ist sehr unterschiedlich. Festzustellen ist jedoch eindeutig, dass es vollkommen Unvorbereitete heftiger trifft als jene, die sich in welcher Form auch immer schon zuvor damit auseinandergesetzt haben, dass das Leben nicht immer aus perfekt funktionierenden Strukturen und Abläufen und auch nicht aus mehr oder weniger konstanten Gefühls- und Versorgungslagen besteht.