Laboratorium für ein gutes Leben
Beim Sommercamp 2019 lebten 75 Regenbogenkrieger*innen eine Woche im Stamm auf Zeit zusammen. Wir dürfen von einer intensiven Zeit sprechen. Die Anziehungskraft des Camps hat auch in diesem Jahr wieder eine bunte Vielfalt von unterschiedlichsten Menschen zusammengeführt, so dass die ursprüngliche Vision, die den Titel „Mehrgenerationencamp“ trug, mit den Camps ganz und gar erfüllt wurde. Tatsächlich war die jüngste Teilnehmerin 1 1/2 Jahre alt und unsere Älteste 74. Was für eine Freude, besonders dann, wenn sich die Jüngsten mit der Ältesten zusammenfanden.
Die Menschen kamen aus der ganzen Republik und von unseren südlichen Nachbarn, der Schweiz. Schüler, Studentinnen, Lehrer, Geschäftsführerinnen, Handwerksmeister, Firmeninhaber, Therapeutinnen, Lehrlinge, Sozialarbeiterinnen, … Ein Teil, vielleicht zwei drittel, bestand aus uns gut bekannten Teilnehmer*innen und der andere Teil gesellte sich neugierig und offen hinzu. Eine Mischung aus Menschen, die viele Aspekte, die eine Gemeinschaft ausmachen vertreten konnte.
Ritual im Ritual im Ritual
Unsere Camps finden immer im rituellem Rahmen statt. Das bedeutet, dass wir viele Gebete sprechen und immer wieder unsere Absicht klären und diese den Kräften kundtun. Während der ganzen Woche gibt es sehr viele kleine rituelle Handlungen, wie zB. unser Zentrumsfeuer hüten, das Essen segnen, den Ahnen immer etwas davon abzugeben, sich täglich mit heiligem Rauch zu reinigen, die Elemente mit Mantren zu ehren, gegenseitige Anerkennungen auszusprechen, die Zubereitung der Mahlzeiten rituell zu beginnen, die Kraft der Tiere um Unterstützung zu bitten und viele kleine tägliche Rituale mehr. Natürlich finden auch viele Schwitzhüttenzeremonien für unterschiedlichste Gruppen innerhalb des Stammes statt. Das Schwitzhüttenritual ist für uns ein zentraler und äußerst wichtiger Bestandteil aller unserer Zusammenkünfte. Ilona feierte die Leitung ihrer ersten Kinderschwitzhütte und begleitete auf liebevolle und eindrückliche Art und Weise die Kleinsten des Camps, so dass diese von der Hütte schwärmten. Halim führte in bewährter Weise die älteren Kinder durch das Ritual. Wir nennen manche von ihnen auch die Brückenbauer. Marsha begab sich mit den Frauen und Jack mit den Männern in das Haus der heißen Steine. Daneben durften alle die durch ein Übergangsritual gingen noch mehrmals kräftig schwitzen.
Übergänge
Übergangsrituale vom Jugendlichen zum Erwachsenen anzubieten, waren vor 11 Jahren die Hauptmotivation, diese Camps durchzuführen. Im Laufe der Jahre zeigte sich, dass es angemessene Rituale und feine Abstufungen braucht und so begleiten wir heute die jungen Leute Stück für Stück und Ritual für Ritual in das Erwachsen hinein. Ein paar junge Erwachsene verbrachten eine Nacht alleine im Wald, um Klärung für ihre Entscheidungen bezüglich der Schritte nach dem Abitur zu finden. Bei anderen ging es darum, noch mehr Selbstsicherheit und Selbstvertrauen zu erlangen. Ein weiteres Ritual war die klassische Nacht der Angst, die nach der Pubertät durchgeführt wird. Eine junge Frau begab sich in die Traumhütte und eine weitere besiegte ein sie seit Jahren plagendes Thema. Die Brückenbauer verbrachten eine gemeinsame Nacht im Wald und markierten so ihren Schritt vom Kind zum Jugendlichen.
Die Übergänge werden aus dem Stamm heraus zelebriert. Mädchen und Jungs werden nicht separiert. Der ganze Stamm sendet die jungen Menschen am Abend in einem berührenden Ritual aus und empfängt sie wieder am nächsten Morgen. Die Gemeinschaft fiebert mit, hütet Tag und Nacht das heilige Stammesfeuer und bekräftigt alle, die einen mutigen nächsten Schritt in ihrem Leben gehen.
Coachingsessions für die jungen Leute
Einen Nachmittag widmeten wir dem Thema Talent, Gabe und Motivation. Diese Basisbestandteile der Ausbildung zum Natur- und Ritual-Coach teilten wir mit einer Gruppe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Es ist uns ein besonderes Anliegen, gerade den Menschen in diesem Alter so viel wie möglich Unterstützung zu bieten, ihre eigenen, authentischen und einzigartigen Wege einzuschlagen. Dieses Modul wird auch in Zukunft weiter angeboten und ausgebaut. Daraus entstand auch gleich die Idee, ein Nachtreffen mit den Jugendlichen anzubieten, bei dem wir weiter an den angerissenen Themen arbeiten können.
Erstens kommt es anders, …
Ein Paar meldete sich vor dem Camp und bat darum, ein Hochzeitsritual durchführen zu dürfen. Da wir Paar-Fans sind und Hochzeitsrituale lieben, sagten wir zu. Da solche Rituale keine Show sind, auch wenn es immer sehr schön und berührend ist, dabei zu sein, achten wir sehr darauf, dass so einer Verbindungs-Zeremonie auch nichts im Wege steht. Nach einem Vorgespräch zeigte sich dann, dass ein Hochzeitsritual doch noch nicht die passende Zeremonie ist. Wir lieben es, der Situation entsprechend kreative Lösungen zu finden und kreierten noch am gleichen Tag ein vorbereitendes Ritual, das man im Volksmund auch Verlobung nennt. Auch zu dieser Verlobung kam der ganze Stamm zusammen, unterstützte das Paar mit Gesängen und Wünschen. Ein Raum wurde für das Paar geschaffen, dem gemeinsamen Weg eine wahrhaftige und ehrliche Basis zu geben.