Schoß von Mutter Erde

Die Schwitzhütte bietet den Schutz, die Wärme und Geborgenheit, die es braucht, um für sich selbst und für andere zu beten und loszulassen, was es zu dieser Zeit loszulassen gilt. In diesem Raum ist es möglich, erneut geboren zu werden.

Die Schwitzhütte – Schilderung einer gemeinschaftlichen Zeremonie

Die Vorbereitungen zu unserer Zeremonie sind im Gange. Wir tragen einen Berg voller Wolldecken in die Senke, wo das Gerüst aus Haselnussruten steht. Nicht nur diejenigen, die diese Zeremonie noch nicht mitgemacht haben, sind tief im Inneren berührt von der Ausstrahlung dieses Ortes. Man kann es kaum beschreiben: Es ist etwas Altes, Echtes, das eine Erinnerung in einem wach ruft.

Die Konstruktion der Hütte hat die Form eines Iglus und ist aus ca. 40 Ruten zusammengebunden. Jede Rute, jede Verknüpfung und Verbindung, ist mit einer besonderen Bedeutung belegt. Mineralien, Pflanzen, Tiere und Menschen sind ebenso repräsentiert, wie Sterne, Planeten und andere Aspekte des Universums. All das ist in uns und wir sind in all dem.

schwitzhuette schwarzwald geruestWir decken nun das Gerüst mit den Decken ab, und zwar so, dass kein Lichtstrahl mehr in das Innere der Schwitzhütte dringt. Jetzt holen wir die Steine, die später im Feuer bis zur Rotglut erhitzt werden. Jeder Stein wird gefragt, ob er mitkommen will, denn nicht jeder ist bereit für die heiße Veränderung. Dann bereiten wir nach einem bestimmten Ritual das Feuer vor. Zuerst wird Tabak geopfert zum Dank an die Pflanzen- und Mineralwelt, welche sich für uns geben, damit wir schwitzen können. Schon jetzt werden die Kräfte der vier Himmelsrichtungen in das Holz und in die Steine gerufen. Die Steine ruhen nun auf einem Holzrost, eingepackt in Brennholz. Nachdem der ganze Platz mit Rauch von Salbei, Zeder und Lavendel gereinigt wurde, wird das Feuer entfacht.

schwitzhuette eifel beuerhofEine Stunde später meldet der „Fire Chief“, der die Verantwortung für das Feuer trägt, dass die Steine bereit sind. Gespannt und etwas aufgeregt stehen wir um das Feuer und warten darauf, vom Dance Chief, dem Schwitzhüttenleiter, zur Hütte gerufen zu werden. Einer nach dem anderen steht vor dem Eingang und wird mit der Feder gesegnet. Immer im Uhrzeigersinn setzten wir uns im Kreis in die Hütte, zuletzt der Leiter. Bevor die ersten Steine vom Steinträger in die Hütte gebracht werden, ist es noch sehr kühl in der Schwitzhütte, was sich jedoch im Verlauf der Zeremonie ändern sollte. Jeder Stein wird voller Dankbarkeit begrüßt. Das Loch für die Steine ist etwa halb voll, wenn das Wasser hereingereicht und die Tür, ebenfalls aus Wolldecken, geschlossen wird. In der Dunkelheit zeigen nun die glühenden Steine ihr Gesicht. Das erste Wasser wird vom Leiter auf die Steine gegeben.

Zischend kündigen sich die Dampfschwaden an und erreichen schnell jeden in der Hütte. Nun werden die Kräfte je mit einem Schöpfer Wasser gerufen. Langsam beginnt der Dampf zu kondensieren und an den Körpern herunter zu laufen. Mit jedem Schöpfer wird es heißer. Die Anrufung der Kräfte vermischt sich mit dem Zischen des Wassers. Wir beten in der ersten Runde für uns selbst, sind teilweise erstaunt darüber, was wir sagen und aus welcher Tiefe die Worte hervordringen. Die Tür öffnet sich nach der ersten Runde und der Dampf entweicht langsam aus der Hütte. Neue Steine werden gerufen.

Eine Erfahrung jenseits des Gewöhnlichen

Durch den Nebel hindurch sehen wir die glühenden Steine zur Hütte wandern. Der Träger ist kaum zu erkennen, während er aus dem Feuer, dem männlichen Element, die Steine heraus gräbt und wie glühende Samen zum weiblichen Element, dieser Gebärmutter Schwitzhütte, trägt.

Die Hütte ist nun vom Glühen wieder etwas erhellt und die Tür schließt sich zur zweiten Runde. Jetzt wird für Andere gebetet. Die Familie, die Freunde oder den Wald – für wen auch immer: Wir schicken gute Wünsche dort hin und die heilende Energie dieser Schwitzhütte.

Die Energie steigt an und die Tür geht auf, so dass die Hütte zur dritten Runde neu befeuert werden kann. Wieder wandern die glühenden Samen in die Hütte und die Tür schließt sich zum dritten Mal. Es ist jetzt sehr heiß, was uns darin unterstützt, schnell und kraftvoll „Give-aways“ zu machen, Dinge wegzugeben, die wir nicht mehr brauchen. Im Dampf entweichen die Gebete aus der Hütte und wir sind spürbar erleichtert.

Die Steine zur letzten Runde werden gebracht. Wir machen es uns bequem und der Leiter bedankt sich bei jeder Kraft, die zuvor gerufen wurde, nochmals mit einem Schöpfer voll Wasser. Die Tür öffnet sich und wir treten aus dieser Gebärmutter heraus als nochmals geborene, gereinigte Menschen.

Tatsächlich sind wir nicht mehr die Selben. Der Körper und die ganze Umgebung erscheinen uns kräftiger und intensiver. Wir nehmen alles auf einer neuen Ebene wahr.

Am Himmel funkeln die Sterne, die Erde unter uns ist kühl und feucht. Mit erfüllten Herzen stehen wir noch einige Zeit schweigend um das langsam erlöschende Feuer.