Man´s Winterfire 2013
Es war Mitte Februar in der Vulkaneifel auf ca. 420 m Meereshöhe. Der Winter hatte sich noch einmal massiv zurückgemeldet und die gemessenen Minusgrade von -6° bis – 8° fühlten sich dank der Luftfeuchtigkeit und des Windes noch wesentlich kälter an.
Tipi Aufbau
Unsere Spuren im Schnee wurden immer wieder von neuem Pulverschnee überdeckt und das rennen in dieser weißen Pracht machte nicht nur den Hunden vom Beuerhof großen Spass, sondern bescherte auch uns Männern eine seltene Gelegenheit und Erfahrung des Gehens.
Das Tipidorf bestand zu diesem Zeitpunkt nur noch aus den Gerüsten der Indianerzelte, die Häute waren eingelagert und so mussten wir (eine Kunst für sich) unser Schlaf -und Versammlungstipi selber aufbauen.
10-12 Meter lange Stangen wurden hergetragen, der Grundbock zusammengebunden und aufgestellt, die weiteren Stangen angelegt und zuletzt legten wir die Haut um das Gerüst und sie wurde straff abgespannt, wir verankerten das Zelt sturmsicher und konnten nach 5 Stunden das erste Feuer entfachen.
Vertraute Fremde
Die Männer kannten sich noch nicht, sie fanden sich beim Tipiaufbau zusammen und hatten noch bevor das Training begann bereits den Kreis (das Tipi) geschlossen und sich einen trockenen Raum kreiert.
So beginnen die Rituale, Mann kommt mit einer bestimmten Absicht zusammen, kreiert sich den Raum für das Ritual und füllt dann diesen Raum mit Dank, Gebeten und Bitten. Nachdem das Tipi stand, freuten sich alle sehr über die beheizte Waldküche und ein leckeres Süppchen.
Bei der ersten Runde am Feuer waren sich die Männer schon nicht mehr fremd. Die Mantren für die Elemente wurden gesungen, Kräuter abgebrannt und jeder reinigte sich mit dem Rauch. Ein Redestab kreiste und alle lauschten jeweils dem, der den Stab hielt. Die Absichten der Männer wurden mit Tabakgebeten in´s Feuer gegeben und so wurde der Raum mit Absicht gefüllt und befeuert. Das Feuer sollte das ganze Wochenende über brennen und die Absicht der Männer im Zentrum des Kreises am Leben halten.
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Schwitzhütte
Am ersten Abend geht es in die Schwitzhütte, für die meisten der Männer ein neues und ergreifendes Erlebnis. Nackt im Bauch von Mutter Erde, der eisig kalte Boden und die heiß dampfende Luft, im Kreis um glühende Steine sitzend, den gebeten lauschend und Heilungslieder singend, …
Für manche eine wirkliche Grenzerfahrung, für andere eine wohltuende Zeit und nicht alle blieben die ganze Zeit über in der Hütte. Ein Schwerpunkt der Zeremonie war der Friede und die Vergebung in unsere Ahnenlinien hinein. Im Besonderen der männlichen Linien wurde bedacht und gedankt.
Die spirituelle Dimension eines Heilungsrituals in der Schwitzhütte ist kaum zu fasen und all das, was Mann bewusst erlebt und „versteht“ ist wie bei einem Eisberg nur die Spitze und ein kleiner Teil dessen, was im Unterbewussten transformiert wird und in Balance gelangt.
Das Ritual arbeitete im Traum weiter und am nächsten Morgen gab es nach dem Frühstück eine Sprechstabrunde und das Erlebte konnte geteilt werden.
Das Ritual rief sehr unterschiedliche Wahrnehmungen und Empfindungen hervor und so kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass ein Schwitzhüttenritual für jeden Teilnehmer sehr unterschiedlich wirkt.
Der Kreis der Männer war nun dicht geschlossen und schon jetzt war es kaum noch zu glauben, dass Man sich noch keinen ganzen Tag kannte.
Kraftstab
Die Zeit der Kraftstab-Suche war da und die Männer wurden in die umliegenden Wälder ausgesandt, um sich von ihrem Symbol der Kraft und Männlichkeit finden zu lassen.
Das ist ein sehr intimes Ritual, das die Männer auf eine sehr individuelle Weise zu ihrem Stab führt und oft von tiefen Erkenntnissen begleitet wird.
Nicht ohne Stolz kam einer nach dem anderen aus dem Wald und teilweise waren es beeindruckende Stämme, die angeschleppt wurden. Nachdem jeder Maß genommen hatte wurden die meisten Kraftstäbe auf eine Länge gekürzt, die den Stab trag -und transportierbar machte.
Fertig zum Tanz
Die Voraussetzungen für den archaischen Feuertanz waren nun gegeben.
20 cm Neuschnee, – 7°c, Kraftstab gefunden.
Noch einmal geben alle ihre Absicht bekannt, diesen Tanz zu tanzen und sich voll und ganz dem Ritual hinzugeben. Bei diesen Witterungsverhältnissen zählt die Absicht doppelt, denn was wir dort tun ist beim lesen im warmen Büro oder Wohnzimmer kaum nachvollziehbar.
Unser germanischer Urvater und „Gönner“ Odin wurde mit einem alten und sehr männlichen Mantra gerufen und geehrt. In Abwechslung mit einem Lied für „ Bele Mama“ die uns liebende Erdmutter, kam der Kreis in eine tiefe und kraftvolle Balance und war optimal auf das was da kommen mochte eingestimmt.
Vorbereitung
Der Tanzplatz, ein alter keltischer Kultplatz am Rande des Beuerhofgeländes, wurde vorbereitet. Schwere Basaltsteine, vor ca. 12.000 Jahren von der Mutter Erde ausgespuckt, wurden als Steinkreis um den Tanzplatz gelegt. Ein Hänger voll Holz aus dem Wald wurde zurecht gesägt und ein massiver Feuerturm errichtet. Mannshoch und voll mit Holz stand der Pyramiden ähnliche Stapel stolz in der verschneiten Nacht.
Ein großer Eimer mit Erde, welche Maulwürfe direkt auf unserem Ritualplatz zu Tage förderten wurde mit warmen Wasser aufgetaut und mit unseren Händen zu einem geschmeidigen Brei verarbeitet. Dies sollte unsere Farbe sein, mit der die Männerkörper später bemalt würden. Es war ein Geschenk der Erdmutter, wie es zu dieser Jahreszeit nicht passender hätte sein können. Der Brei duftete würzig nach Erde, Wurzeln und purer Heilkraft.
Es geht los
Nachdem jeder Mann sich und seinen Kraftstab der Runde vorgestellt hatte wurde es Zeit in die Winternacht hinaus zu gehen und mit dem eigentlichen Ritual des Feuertanzes zu beginnen.
Alle schenkten Gebete des Dankes und ihre Bitten um Transformation, Stärkung und Heilung des Mannseins und ganz individuelle Gebete an Großvater Feuer, der dann auch innbrünstig gerufen wurde. Er machte es uns nicht ganz leicht und kam nur zögerlich zum Vorschein. Er forderte großen Einsatz und wirkliche Hingabe an das Feuer, die es auch für unser inneres Lebensfeuer braucht. Nach einer Weile gewährte Großvater Feuer uns seine Gabe und begann sich langsam aber unaufhörlich durch das gestapelte Holz dem Himmel entgegen zu arbeiten.
Es wurde auch Zeit dass es wärmer wird, denn inzwischen hatten wir uns nackt ausgezogen und begannen mit der traditionellen Körperbemalung.
Immer ein Mann wurde von zwei drei anderen Brüdern mit dem warmen und intensiv